ROBUSTE ARBEITSMÄRKTE

Nachdem über die Wintermonate mit einer Rezession in den USA und in Europa gerechnet wurde, deutet die überwiegende Mehrheit der Wachstumskennzahlen derzeit eher auf eine Stagnation hin – auch wenn noch nicht alle Gefahren gebannt sind. Rückhalt bieten insbesondere die Arbeitsmärkte der Industrieländer und in der Folge auch der private Konsum.

Kurz erklärt: Als Rezession gilt ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen – also ein Rückgang des wirtschaftlichen Wachstums. Eine Stagnation ist eine Konjunkturphase, in der das wirtschaftliche Wachstum über einen längeren Zeitraum zum Stillstand kommt.

Ein Blick auf Deutschland: Hierzulande sinkt seit Herbst letzten Jahres zunehmend die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Zum einen dämpft die verhaltene Entwicklung der globalen Konjunktur das deutsche Exportgeschäft. Zum anderen belasten die hohen Inflationsraten die Konsum- und Baukonjunktur durch eine sinkende Kaufkraft und erheblich gestiegene Finanzierungskosten.

Hartnäckige Inflation

Während die Inflation in den USA den im Sommer 2022 gestarteten Abwärtstrend in den vergangenen Monaten fortgeführt hat, hält sich die Teuerung im Euroraum hartnäckig. Zwar ist die Inflationsrate von ihrem Hochpunkt im Oktober 2022 bei 10,6 Prozent bis zum März auf 6,9 Prozent zurückgegangen, die Kerninflation nimmt jedoch weiter zu. Daher kann von Entwarnung noch keine Rede sein: Die sogenannte Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, stieg im März auf 5,7 Prozent. Das ist ein Rekordniveau. Im Februar hatte die Kerninflation noch bei 5,6 Prozent gelegen.

Quelle: Statista

EZB WEITER UNTER DRUCK

Vom Preisziel der Europäischen Zentralbank von mittelfristig zwei Prozent ist man aktuell noch weit entfernt. In Anbetracht der hartnäckigen Inflation ist ein Ende der Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken somit noch nicht in Sicht. Seit Juli 2022 hat die EZB den Zins bereits sechs Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. In den USA reagierte die Federal Reserve zum Jahresstart mit zwei Erhöhungen von 0,25 Prozentpunkten.

AKTIEN UND RENTEN POSITIV

Nach einem Jahresauftakt mit zunächst steigenden Kursen in allen Anlageklassen, differenzierte sich dieses Bild ab der zweiten Januarhälfte. Insgesamt reichte die Wertentwicklung in Quartal 1 von -5,2 bis +5,7 Prozent.

Im März führte zunächst die Schieflage der amerikanischen Silicon Valley Bank sowie wenige Tage später die Sorge um die Stabilität der Credit Suisse zu Marktschwankungen mit sinkenden Aktienkursen und Renditen von Staatsanleihen. Durch das zügige Eingreifen der Notenbanken und Finanzaufsichten in den USA und der Schweiz konnten sich die Kapitalmärkte trotz der noch angespannten Lage aber wieder stabilisieren. Somit wiesen die Aktien aus Industrie- (5,7 %) und Schwellenländern (2,8 %) sowie Anleihen (Staatsanleihen: 2,2 %; Hochzinsanleihen: 2,1 %; Unternehmen: 2,0 %; Schwellenländer: 1,5 %) eine positive Wertentwicklung auf. Der Geldmarkt erzielte im 1. Quartal eine leicht positive Wertentwicklung von 0,6 %. Einzig verloren haben die Rohstoffe mit -5,2 Prozent, was sich insbesondere auf Gegenwind von der Zins- und Währungsseite zurückführen lässt.

PERFORMANCE DER VISUALVEST-PORTFOLIOS

Die positive Entwicklung zum Jahresstart zeigt sich auch in unseren Vest- und GreenFolios. Alle Portfolios erreichten eine positive Wertentwicklung: Die VestFolios erzielten eine Netto-Wertentwicklung von 1,6 bis 3,4 Prozent. Bei den GreenFolios reichte die Netto-Wertentwicklung von 1,6 bis 5,3 Prozent. Für das 1. Quartal 2023 ist somit festzuhalten: Je höher die Aktienquote im Portfolio, desto positiver war die Wertentwicklung.

AUSBLICK

Trotz des positiv zu bewertenden Jahresauftakts, stehen die Kapitalmärkte noch immer vor zentralen Herausforderungen: Die Kombination aus unklaren Wachstums- und Inflationsaussichten, die Geldpolitik der Notenbanken und allen voran der weitere Verlauf des Ukraine-Krieges kann jederzeit zu Kursrücksetzern führen. Grundsätzlich weisen die Trends und Indikatoren der vergangenen Wochen in eine eher positive Richtung. Die Wirtschaftsdaten haben sich in den Industrienationen stabilisiert. Die Prognose des Bruttoinlandsproduktes der USA für 2023 hat sich von 0,3 auf 1,1 Prozent erhöht. Im Euroraum wird mit einem geringen Aufschwung von 0,4 gerechnet.

Die Inflation wird voraussichtlich noch hartnäckig bleiben, im weiteren Jahresverlauf rechnet man jedoch mit einem nachhaltigen Abwärtstrend der Verbraucherpreise. Im Jahresmittel liegt die Prognose der Inflation in den USA bei 4 Prozent, im Euroraum bei 6 Prozent. Der Handlungsdruck der Notenbanken weiterer Zinserhöhungen bleibt somit bestehen: Bei der FED geht man von Erhöhungen des Leitzinses auf 5,25 bis 5,5 Prozent aus, bei der EZB auf 3,75 Prozent.

Insbesondere die Renditen von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit guter Kreditwürdigkeit sind durch die vergangenen Entwicklungen wieder auf einem attraktiven Niveau und damit eine gute Nachricht für die zukünftige Wertentwicklung. Klar ist – und das zeigt die jahrzehntelange Erfahrung: Geduld zahlt sich am Kapitalmarkt aus. Weiterhin heißt es also einen kühlen Kopf zu wahren und den Fokus auf die langfristige Geldanlage zu legen.

Die Geldanlage in Fonds ist mit Risiken verbunden, die zu einem Verlust deines eingesetzten Kapitals führen können. Historische Werte oder Prognosen geben keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Bitte mach dich deshalb mit unseren Risikohinweisen vertraut.