Belastungsfaktoren ohne Atempause

Das Jahr 2022 war durch und durch von Belastungsfaktoren geprägt, die sich auf die Kapitalmärkte auswirkten. Geopolitische Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg, Ressourcenknappheit, Inflationsraten auf Höhenflug und in der Folge Zinserhöhungen haben das weltweite Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr ausgebremst. Die Aufholjagd nach der Corona-Pandemie geriet zum Jahresanfang mit Beginn des Ukraine-Krieges ins Stocken. In der Folge dämpften hohe Preissteigerungen die Konsumlaune.

Die hohe Inflation war im vergangenen Jahr ein dominierendes Thema für Verbraucher*innen: Zunächst traf ein knappes Güterangebot auf eine robuste Nachfrage. Der Krieg und die verhängten Sanktionen führten zu Knappheiten auf den Rohstoffmärkten, die hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise nach sich zogen. In Deutschland waren die Preissteigerungen vielfältig spürbar und im letzten Jahr so stark wie zuletzt zur Zeit der Gründung der Bundesrepublik. Die Inflation 2022 betrug satte 7,9 Prozent.

Angesichts der hohen Inflation legten die Notenbanken im Jahresverlauf ihren Fokus zunehmend auf die Inflationsbekämpfung, was deutliche Zinserhöhungen und damit eine Abkehr der Nullzinspolitik nach sich zog. Der Leitzins der EZB lag Ende 2022 bei 2,5 Prozent. In den USA waren es 4,5 Prozent. Diese Entwicklung war insbesondere an den Aktien- und Rentenmärkten im gesamten Jahresverlauf eine große Belastung.

Anleihen und Aktien mit zweistelligen Kursverlusten

Die Wertentwicklung der Anlageklassen reichte 2022 von -20,6 Prozent bis +12,1 Prozent.

Verlierer: Schlusslicht im Jahr 2022 sind die Anleihen der Schwellenländer (-20,6 %), gefolgt von Unternehmensanleihen (-16,0 %) und globalen Staatsanleihen (-14,5 %). An den Anleihenkursen zeigt sich deutlich der negative Einfluss der starken Zinserhöhungen. Rückblickend ist das ein Dämpfer, auf lange Sicht ergeben sich bei den Anleihen jedoch nun attraktive Performancechancen. An der Wertentwicklung der Aktien aus Schwellen- (-14,1 %) und Industrieländern (-13,6 %) sowie Hochzinsanleihen (-10,6 %) sind die Auswirkungen der Belastungsfaktoren ebenfalls sichtbar.

Gewinner: Zwei Anlageklassen konnten im Jahr 2022 dagegenhalten. Hier zeigt sich der Vorteil einer Streuung über mehrere Anlageklassen hinweg, die Kursverluste auf Portfolio-Ebene reduzieren konnte: Der Geldmarkt erzielte mit 0 Prozent Wertentwicklung ein „positives“ Ergebnis. Die auf Jahressicht beste Anlageklasse mit einer zweistelligen positiven Wertentwicklung erzielten die Rohstoffe mit 12,1 Prozent.

Performance der Portfolios von VisualVest

Im Jahr 2022 gab es angesichts der starken Belastungsfaktoren keine Möglichkeit, sich einer negativen Wertentwicklung zu entziehen. Die VestFolios erzielten eine Netto-Wertentwicklung von -9,9 Prozent bis -7,2 Prozent und liegen damit relativ nah beieinander. Verluste in den chancenreichen Varianten konnten insbesondere durch Gewinnmitnahmen bei der Anlageklasse Rohstoffe reduziert werden.

Die GreenFolios erreichten eine Netto-Wertentwicklung von -17,6 Prozent bis - 8,2 Prozent. Die Spanne der Ergebnisse ist hier deutlich größer. Besonders die chancenreicheren Varianten mussten Kursverluste hinnehmen. Der Unterschied zu den VestFolios kann durch das Fehlen der Anlageklasse Rohstoffe erklärt werden, in welche unsere nachhaltigen Portfolios nicht investieren. Wichtig dabei ist: In die Zukunft gerichtet sind keine Performance-Nachteile der GreenFolios gegenüber den VestFolios zu erwarten.

AUSBLICK

Inflationsdynamik bleibt auf hohem Niveau

Der Ende 2022 ersichtliche Trend mit sinkenden Inflationsraten sollte sich 2023 durch eine Normalisierung der Lieferketten sowie Bremseffekte der Zinserhöhungen weiter fortsetzen. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Inflation in diesem Jahr insgesamt auf einem hohen Niveau verweilt. Nach einem Inflationsanstieg in Deutschland von 7,9 Prozent im Jahr 2022 rechnen Experten und Expertinnen 2023 im gesamten Euroraum mit einer Rate von 6,9 Prozent. In den USA wird mit einer Steigerung der Teuerung von 4,6 Prozent gerechnet.

Sinkende Inflationsraten verringern zwar den Handlungsdruck von Zinserhöhungen, dennoch ist mit weiteren Leitzinserhöhungen der Notenbanken zu rechnen. Während in den USA der Großteil der Zinserhöhungen hinter uns liegt und nur noch geringe Steigerungen erwartet werden, wird die Entwicklung im Euroraum zeitversetzt stattfinden. Hier geht man bis Mai von einer Erhöhung des Leitzinses um weitere 1,25 Prozentpunkte auf dann 3,75 Prozent aus.

Mittelfristig positive Aussichten für 2023

Insgesamt dürfte die Lage an den Kapitalmärkten durch die anhaltenden Belastungen zunächst schwierig bleiben, bevor eine Besserung eintritt. 2023 wird und bleibt somit herausfordernd, insbesondere da sich eine Rezession zum Jahresbeginn in den westlichen Industrienationen kaum vermeiden lässt. In den USA dürfte das Wachstum durch die schnellen und straffen Zinserhöhungen des vergangenen Jahres nachgeben, während in Europa Wachstumseinbußen das Ergebnis der Energiekrise und der hohen Inflation sind.

Je stärker wir uns dem Wendepunkt bei der Geldpolitik und einer sich normalisierenden Inflation nähern, desto begrenzter wird das Potenzial für Rücksetzer und starke Schwankungen an den Kapitalmärkten. Im Jahresverlauf sollten sich die Aussichten demnach mehr und mehr aufhellen und mittelfristig gehen Experten und Expertinnen wieder von substanziellem Wachstum aus.

Geduld zahlt sich aus

Wie sollten Anleger*innen in diesen außergewöhnlichen Kapitalmarktphasen nun bestmöglich reagieren? Mit einer globalen und ausgewogenen Portfolioaufstellung beim Robo-Advisor ist die Antwort eindeutig: Ruhe bewahren und rational denken, denn Geduld und Ausdauer zahlt sich aus. Das gilt für defensive, als auch chancenreichere Portfolios.

Entspannt zu bleiben mag schwer erscheinen, ist aber das einzig richtige Verhalten. Das zeigt die jahrzehntelange Erfahrung. Möchte man selbst aktiv werden, kann es eine Überlegung wert sein, einen Sparplan einzurichten. Gerade in turbulenten Phasen zeigt sich dessen Vorteil, da mehr Anteile gekauft werden, wenn die Börsenkurse nachlassen. Auf lange Sicht kann sich das lohnen. Besteht bereits ein Sparplan ist es eher rational, die Rate sogar etwas zu erhöhen. Der Impuls neigt in die andere Richtung und ist Ausdruck der tückischen Börsenpsychologie. Der Verstand sollte kontern, denn klar ist: mit einem langfristigen Fokus entstehen am Kapitalmarkt attraktive und alternativlose Performancechancen.

Die Geldanlage in Fonds ist mit Risiken verbunden, die zu einem Verlust deines eingesetzten Kapitals führen können. Historische Werte oder Prognosen geben keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Bitte mach dich deshalb mit unseren Risikohinweisen vertraut.